«Erfolgreich ist man nur als Team»
Previs Geschäftsführer Stefan Muri hat seit 2001 die Geschicke der Vorsorgeeinrichtung geleitet. Ein Gespräch über die Veränderungen in der Vorsorgelandschaft, die Entwicklung der Previs und die Aussicht auf eine weniger dichte Agenda.
Stefan Muri, welches waren für Sie die prägendsten Meilensteine in den letzten 24 Jahren?
Für mich stechen drei Meilensteine heraus: Sehr einschneidend war die Finanzkrise von 2008, als die Sorge um die Pensionskassenvermögen und die Ungewissheit, ob sich die Finanzmärkte jemals wieder erholen würden, sehr gross waren. Markant war auch die Transformation der Previs von der Gemeinschaftsstiftung in eine branchenoffene Sammelstiftung mit mehreren Vorsorgewerken im Jahr 2015. Es ist ein Konstrukt, das es in der Schweiz nicht so häufig gibt – und ein Erfolgsmodell geworden ist. Ebenfalls prägend war die Fusion mit der Comunitas Vorsorgestiftung im Jahr 2017, als es gelang, zusammenzuführen, was zusammengehört.
Wie charakterisieren Sie das Previs Team mit drei Stichworten?
Die Previs deckt ein sehr breites Aufgabenfeld ab, von der Vorsorge bis zu den Immobilien. Dabei erlebe ich das Previs Team als kundenorientiert, qualitätsbewusst und auch innovativ. Letzteres ist sicher am anspruchsvollsten.
Wie hat sich Ihre Rolle als Geschäftsführer über die Jahre verändert?
Relativ stark – in der Kurzfassung: Vom Umsetzer zum Coach. Bei meinem Eintritt in die Previs habe ich das Rechnungswesen, das Personal und die Vermögensanlagen operativ geführt. Die kontinuierliche Entwicklung der Previs bedeutete, dass sich mein Aufgabenschwerpunkt vom Tagesgeschäft immer stärker zur Begleitung der Bereichsverantwortlichen verschoben hat. Das war eine durchaus spannende persönliche Transformation.
Wie hat sich die Schweizer Vorsorgelandschaft seit 2001 verändert?
Seit den 2000er-Jahren, gerade mit den Finanzkrisen und angesichts der demografischen Entwicklung, ist das Bewusstsein für die Bedeutung der Altersvorsorge gewachsen. Gestiegen sind aber auch die Ansprüche an die Vorsorge selber. So ist eine gute Vorsorgelösung heute ein wichtiger Faktor für die Arbeitgebendenattraktivität. Zugleich ist die Gesellschaft viel unbeständiger geworden und damit auch die Rahmenbedingungen für die Vorsorge. Die langfristig ausgerichtete Vorsorge muss sich immer rascher auf Veränderungen, beispielsweise bei den Familien- und Arbeitsmodellen, einstellen, aber auch auf politische Unwägbarkeiten. Hinzu kommt eine massiv grössere Einflussnahme der Regulatorik, die in vielen Fällen zu weniger Flexibilität, dafür leider zu mehr Administration und höheren Kosten führt. Und schliesslich ist es bis jetzt politisch leider nicht gelungen, ein eigentlich ausgezeichnetes Vorsorgesystem mit den nötigen Justierungen auch für die Zukunft fit zu machen.
Welche Entwicklungen bereiten Ihnen Sorgen?
Unsere steigende Lebenserwartung ist ja grundsätzlich erfreulich. Aus Sicht der Pensionskasse ist diese auch verkraftbar, wenn das angesparte Kapital über die längere Lebenszeit in kleineren Tranchen ausbezahlt wird. Der Haken dabei: Mit tieferen Renten muss das Alter finanziert werden, das durch die längere Dauer immer teurer wird. Das ist eine der grossen Herausforderungen, der sich die Gesellschaft für die Zukunft stellen muss. Zugleich sind die tendenziell sinkenden Renditen ein Problem, wenn sich die Pensionskasse nicht mit höheren Risiken oder alternativen Investitionen am Markt engagieren will oder kann. Aus meiner Sicht müsste die Pensionskasse zum Beispiel viel direkter in Infrastrukturprojekte in der Schweiz investieren können. Das sind Modelle, die zwar nicht eine enorme Rendite versprechen, aber Stabilität gewährleisten. Sorgen bereiten mir gewisse politische Bestrebungen, die zweite Säule zugunsten der ersten Säule zu schwächen. Denn dies führt auf Dauer zu einer Demontage des gesamten Drei-Säulen-Systems.
Was gibt Anlass zur Hoffnung?
Wie erwähnt wächst das Bewusstsein dafür, wie wichtig die Vorsorge ist. Ich denke, das ist eine gute Voraussetzung, damit Lösungen möglich werden, ob das an der Abstimmungsurne ist oder eben mit neuen innovativen Möglichkeiten für die Pensionskassen.
Beschäftigt sich die junge Generation genug mit ihrer Altersvorsorge?
Sie setzt sich damit sicher weniger auseinander als die ältere Generation. Mit 25 oder 30 Jahren stehen naturgemäss andere Prioritäten im Vordergrund. Was mich aber etwas besorgt, ist die Arbeitswelt der jüngeren Generation. Für eine so hohe Flexibilität mit zum Teil raschen Wechseln der Stellen und Pensen ist das Vorsorgesystem noch nicht ausgelegt. Da braucht es Innovationen, sei es in den Vorsorgeplänen, oder auch in der Kommunikation, was die Sensibilisierung angeht.
Die Previs erhält für ihre Kundenorientierung und Servicequalität gute Noten. Was braucht es, um das hohe Niveau zu halten?
Es ist leichter, ein Niveau zu erreichen als es zu halten. Deshalb gilt es, konstant und konsequent dranzubleiben. Neben den nötigen Instrumenten und Kompetenzen ist das Engagement der Mitarbeitenden natürlich entscheidend. Dazu gehört das Selbstverständnis, dass die Previs für die Kundinnen und Kunden da ist, und nicht umgekehrt.
Digitalisierung ist heute allgegenwärtig, künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch. Wohin führt die Entwicklung?
Die Previs war eine Vorreiterin bei der Digitalisierung. Anfangs wurden wir etwas belächelt, als wir zusammen mit anderen Pensionskassen eine Versicherten-App lancierten. Heute ist das Standard. Neben den für die Destinatäre sichtbaren Digitalisierungsmassnahmen haben wir aber auch intern wichtige Schritte umgesetzt, etwa mit der neuen Verwaltungssoftware. Sie trägt massgeblich dazu bei, dass sich unsere Mitarbeitenden vermehrt auf die Beratung der Kundinnen und Kunden konzentrieren können. Bei den Immobilien der Previs sind digitale Prozesse und Virtual Reality heute Alltag. Künstliche Intelligenz werden wohl auch wir künftig vermehrt nutzen, natürlich immer unter strengster Beachtung des Datenschutzes.
Nachhaltigkeit ist gerade bei den Vermögensanlagen und Immobilien ein grosses Thema. Wo steht die Previs diesbezüglich?
Wir sind seit Langem der Nachhaltigkeit verpflichtet. Wir positionieren uns am Markt aber nicht mit einem entsprechenden Etikett. Der Previs ist es wichtig, mit überprüfbarem Handeln wirksame Massnahmen umzusetzen. Daher fokussieren wir bei der Nachhaltigkeit auf unsere Immobilien, wo wir beispielsweise jedes Projekt auf das Netto-Null-Ziel 2050 ausrichten. Bei den Finanzanlagen wenden wir die ESG-Kriterien (Umwelt, Gesellschaft, Unternehmensführung) an, um die Nachhaltigkeit zu steigern. Zudem folgen wir konsequent der Ausschlussliste des Schweizer Vereins für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen. Und nicht zuletzt: Im Rating der Klima-Allianz rangiert die Previs in der zweithöchsten Stufe.
Über 20 Jahre an der Spitze einer Pensionskasse – wie hat diese Aufgabe Sie persönlich geprägt?
Das müsste man eigentlich meine Frau fragen (schmunzelt). Ich habe gemerkt, dass ich in einer «KMU» wie der Previs am richtigen Ort bin. Die Entwicklung von 15 auf heute über 90 Mitarbeitende war faszinierend und herausfordernd zugleich. Und es war stets eine Teamleistung. Denn man kann nur als Team erfolgreich sein, sei es in der Geschäftsleitung oder als ganze Belegschaft.
Nach so vielen Jahren in dieser verantwortungsvollen Position: Was kommt als Nächstes?
Zuerst einmal freue ich mich darauf, nicht mehr vom Terminkalender bestimmt zu sein, obwohl ich diesbezüglich auch schon vor Illusionen gewarnt worden bin (schmunzelt). Eine grosse Leidenschaft ist seit Jahren das Fotografieren. Diese nun vermehrt pflegen zu können, darauf freue ich mich sehr. Und wir haben Grosskinder, mit denen ich künftig mehr Zeit verbringen kann. Das sind ebenfalls schöne Aussichten.
Stefan Muri
Geschäftsführer (bis Ende Juni 2025)
Entwicklung und Meilensteine seit 2001


«Der Austausch ist mir sehr wichtig»
Neuer Geschäftsführer der Previs Vorsorge wird Martin Friedli. Er verfügt über langjährige Management-, Führungs- und Gremienerfahrung in verschiedenen Unternehmen sowie über einen umfassenden Leistungsausweis im Anlagebereich mit Schnittstellen zur beruflichen Vorsorge.
Martin Friedli, Sie nehmen in wenigen Tagen Ihre Arbeit bei der Previs auf. Mit welchen Erwartungen und Ideen?
Die Previs ist gut in Form. Das ist auch massgeblich der prägenden Rolle von Stefan Muri zu verdanken. Deshalb richten sich meine Erwartungen zunächst an mich selbst, denn ich trete in grosse Fussstapfen. Meine Aufgabe übernehme ich mit viel Respekt, empfinde sie als Privileg und packe sie mit viel Energie und Freude an! Ich halte es nicht für angemessen, mit einem grossen Katalog von Massnahmen und Ideen anzutreten. Das entspricht nicht mir. Lieber mache ich mir zunächst ein gutes Gesamtbild und setze dann den Hebel an, wo es wirklich Bedarf gibt – und wenn es ihn gibt.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Auf die Menschen! Damit meine ich nicht nur das Previs Team, sondern alle unsere Anspruchsgruppen. Der Austausch ist mir sehr wichtig – nicht nur in der Startphase.
Welche grössten Herausforderungen sehen Sie in den kommenden fünf Jahren in der beruflichen Vorsorge und damit für die Previs?
Die Einschätzungen von Stefan Muri teile ich voll und ganz. Das sind Herausforderungen, welchen sich die ganze Vorsorgebranche stellen muss. Die Previs hat bewiesen, dass sie mit strategischem Weitblick denkt und dann auch angemessene Massnahmen trifft und umsetzt. So wird das auch bleiben.
Welches ist Ihre wichtigste Botschaft an die Kundinnen und Kunden?
Die Previs ist für sie da! Nicht umgekehrt. Ihre Vorsorgebedürfnisse von heute und morgen sind unser Anliegen. Die Previs ist ihre verlässliche Vorsorgepartnerin und ich freue mich auf unsere gute Zusammenarbeit.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit am liebsten?
Ich verbringe gerne Zeit mit Familie und Freunden, lese auch gerne mal ein gutes Buch, bevorzugt mit einem geschichtlichen Hintergrund, und fahre sehr gerne und recht viel Velo. Wir haben privat ein kleines Stück Wald, das wir selbst bewirtschaften. Deshalb liegen mir Holz und Wald sehr am Herzen. Mit den Händen arbeiten ist ein Ausgleich, den ich als «Bürogummi» brauche.
Martin Friedli
Geschäftsführer (ab Juli 2025)
Die Geschäftsstelle
Mit grossem Engagement betreuen rund 90 Mitarbeitende der Geschäftsstelle 1’250 Arbeitgebende mit rund 45’000 Versicherten und Rentenbeziehenden.